Chronik

über Schwerin, Groß-Köris am Teupitzsee über Königs Wusterhausen, Bezirk Potsdam

Verfaßt 1955 von Paul Eidam in Schwerin


Bis zur Völkerwanderung, die vom 4. bis 6. Jahrhundert statt­fand, bewohnten germanische Stämme (Sueven, Langobarden) den märkischen Raum. Der Abzug der Germanen nach Westen und Süden wurde vielleicht durch einen Hunneneinfall veranlaßt und bewirkte, daß slawische Völker, in dem hier behandelten Gebiet Wenden und Sorben die leer gewordenen Stätten be­siedelten. Sie lebten und betrieben fast ausschließlich vom Fischfang und hielten sich deshalb weit verstreut in der Nähe der Flüsse und Seen auf. Das ganze Land bestand aus Wald, Sümpfen und Gewässern. Nur schmale gehauene Fußstege führten durch den Urwald, in dem noch Auerochsen, Bären, Elche und Wölfe hausten.

Ackerwirtschaft und Viehzucht wurden damals noch nicht be­trieben. Man lebte von Fischen, Wild, Wildsamen und Wald­früchten und baute sich Hütten aus dem reichlich vorhandenen Holz, Lehm und Schilfrohr.

Erst später legte man einige befestigte und mit Wällen ver­sehene Dorfplätze an, um sich vor den räuberischen Überfällen der Fronhofe und Sklaven suchenden Gefolgsmänner westlicher Könige und Fürsten zu schützen. Die brutale Ge­walt der Eindringlinge siegte schließlich. Das eroberte Land wurde geteilt und zu Herrschaften geformt und an die sogenannten Feudalherren, die die nach dem Überfall noch Lebenden zu Frondiensten zwangen. Der Wald mußte teilweise gerodet und auf diesen Flächen Ackerbau und Viehzucht betrieben werden. Fahrwege wurden angelegt um für den aufkommen­den Handel die nötigen Verkehrswege zu schaffen. Man ließ sich einen festen Wohnsitz, ein Schloß oder eine Burg errichten, in deren Nähe eine Reihe Bauernhöfe bauen und setzte Fronvögte zur Arbeitsaufsicht und Beitreibung der Abgaben ein. So muß auch um das Jahr 950 der Herrschaft Teupitz (Tutz), zu der Schwerin Jahrhunderte lang gehörte, entstanden sein. Sie war, wie aus einer Urkunde vom Jahre 1307 ersichtlich ca. 25 km lang,

10 km breit und umfaßte ca. 230 Quadrat­kilometer.

Wahrscheinlich erhielt ein Gefolgsmann des Markgrafen Gero für seine Mithilfe bei der Eroberung der wendischen Länder die Herrschaft Teupitz und wurde daselbst Feudalherr. Die Oberherrschaft in der Niederlausitz und damit er das Ländchen Teupitz, führten bis zum Jahre 1368 abwechselnd die Markgrafen und Kurfürsten von Sachsen und Brandenburg und der Deutsche Kaiser allein. Die Feudalherren von Teupitz waren also Vasallen der Fürsten von Sachsen oder Brandenburg. In der ältesten Überlieferung vom Jahre 1307, in der der Name Teupitz zum ersten Mal erwähnt wird, erhielt die Stadt Mittenwalde vom Markgrafen Hermann von Meißen das Holznutzungs­recht in der Herrschaft Teupitz, dessen Besitzer Bernt von Plotzig sich damit einverstanden erklären mußte.

Im Jahre 1315 wurde dieses Recht der Mittenwalder Bürger durch den Markgrafen Waldemar von Brandenburg bestätigt.

Für die Entstehung des Dorfes Schwerin gibt es 2 Mög­lichkeiten. Entweder wurden wendische Fischer, die sich hier niedergelassen hatten, vom Feudalherren von Teupitz um das Jahr 1000 als Hörige zur Abgabepflicht gezwungen, oder wendische Holzfäller und Schiffer aus Mittenwalde bauten sich ab 1307 Hütten, um ständig am Arbeitsplatz sein zu können, an der Spitze der Schweriner Landzunge. Die letzte Möglichkeit scheint die wahrscheinlichere zu sein, da auf dem schmalen, teilweise sumpfigen Schweriner Gebiet eine erfolgreiche Bewirt­schaftung kaum zu erzielen war und der Name Schwerin im Land­buch vom Jahr 1375 noch nicht genannt wird. Die nachstehend folgende Darstellung mag diese Auffassung noch bekräftigen.

Die wendischen Holzfäller, die im Auftrage der Stadt Mittenwalde auf dem Gelände der Herrschaft Teupitz vom Jahre 1307 ab Holz schlugen, konnten dieses ca. 100 Jahre lang ungehindert durch die Herrschaft Teupitz nach markgräflich verbrieften Recht tun. In den nächsten 100 Jahren gab es oft Streitigkeiten wegen des Nutzungsrechtes und mehrere Male mußte der Kurfürst von Brandenburg den Streit schlichten. Diese Mittenwalder Holznutzung auf dem Gebiet von Teupitz dauerte fast 200 Jahre. Da das Holz nur auf dem Wasserwege transportiert werden konnte, schlugen es die Holzfäller natürlich nur in der Nähe der Ufer. Der Was­serweg von Teupitz und Schwerin nach Mittenwalde war über eine Tagestour. Also mußten sich die Holzfäller Hütten für ständigen Wohnsitz bauen und auch für ihre Ernährung kleine Ackerflächen bebauen. Die Wohnplätze errichtete man am zweckmäßigsten auf der Schweriner Landzunge. Man hatte dort am wenigsten mit Teupitzer Überfällen zu rechnen. Der Landweg von Teupitz war weit, ferner konnte man von hier aus die Vorgänge auf Schloß Teupitz beobachten, hatte bequeme Wasserverbindung und fand bei Gefahr Schlupfwinkel und einen Fluchtweg zu der nahen Schweriner Horst, Diese Sicherung war bei der feindlichen Haltung des Schenken von Landsberg um das Jahr 1400 und dem in der Blüte stehenden Raubrittertums not­wendig. Nach dem Erlöschen des Mittenwalder Holzrechts machte der Schenk aus den geräumten Stätten zwei abgabe­pflichtige Bauernhöfe. Das ist das Vorwerk Schwerin der Herr­schaft Teupitz, das in der Lehns-Confirmation des Kurfürsten Friedrich II. von Brandenburg an seinen Vasallen, des Schenken Friedrich zu Landsberg, Herrn zu Teupitz im Jahre 1460 genannt wird. Bis zum Jahre 1718 war Schwerin Vorwerk, dann ein Dorf des Schenkenländchens der feudalen Herrschaft, die ihren Sitz über 350 Jahre hatte, zur Niederlausitz und zeit­weise zu Sachsen oder zur Mark Brandenburg gehörte. Sonderbar erscheint nach den Überlieferungsdaten, daß Otto Markgraf

von Brandenburg, die Niederlausitz und damit auch das Schenkenländchen, im Jahre 1303 vom Markgrafen Dietzmann v. Meißen erwarb, daß aber Markgraf Hermann v. Meißen im Jahre 1307 die Holznutzung von Teupitz nach Mittenwalde vergab, wozu er nach dem Verkauf nicht berechtigt war. Andererseits erfolgte im Jahre 1315 eine Bestätigung des Mittenwalder Anrechts, durch den brandenburgischen Markgrafen Waldemar, nach dem Tode Waldemars (1319) begann in der ganzen Mark Brandenburg eine trostlose Zeit der Wirrnisse, die 100 Jahre hielt und durch Überfälle, Mord, Erpressung und Brand­stiftung durch Raubritter und deren Gefolge eine Weiterentwicklung des bäuerlichen Lebens und des aufkommenden Handels verhinderte. Danach setzte wieder ein 100 jähriger Kampf der Landesfürsten gegen das Raubrittertum ein und führte nach Zerstörung ihrer Burgen und Schlösser zur Unterwerfung des Raubgesindels. Hierzu gehörten auch die Schenken von Landsberg, die nach dem Aufhören ihrer Überfälle in Schulden gerieten und nach und nach immer weitere Güter ihrer Herrschaft ver­kaufen mußten, um ihr gewohntes üppiges Leben ohne Mühe und Arbeit weiterführen zu können. Die Bauernwirtschaften erholten sich allmählich, so daß weitere 100 Jahre später in Schwerin 6 Hufner (Bauern) und 3 Kossäten (Kleinbauern) gab, die 7 Hufen Ackerland bewirtschafteten. Nach Beendigung des 30 jährigen Krieges im Jahre 1648 existierte das Dorf Schwerin nicht mehr, die räubernde, mordende und sengende Soldatenhorde fremder Herkunft hatte alle Gebäude in Brand gesetzt, das Vieh geschlachtet und die Bewohner ermordet oder vertrieben. Damit endet der erste Teil der Geschichte des Dorfes Schwerin.

Der 2. Abschnitt der Schweriner Chronik beginnt mit dem Jahre 1652 als der Bauer Lew aus Prieros mit seinem Stiefsohn Martin sich hier ansiedelte, nachdem der Ort über 10 Jahre nur ein wilder Trümmerhaufen war. Da sich die Landwirtschaft, und besonders die sozialen Verhältnisse, unter dem prunk­süchtigen König Friedrich I. von Preußen nicht besserten, er­folgte in den nächsten Jahren keine Steigerung der örtlichen Zustände in Schwerin. Im Jahre 1718 erwarb König Friedrich Wilhelm I. von Preußen für 54 000 Taler die Herrschaft vom letzten Schenken von Landsberg Ludwig Alexander, mit dem das Geschlecht der Schenken 1720 erlosch. Zur Herrschaft Teupitz gehörten damals nur Schloß und Gut Teupitz, die Vor­werke Egsdorf, Repplinchen, Tornow, Schwerin, Sputendorf, die Hohe-, Kleine- und Mittelmühle, einige Meiereien, Heiden und Seen. Die Bewirtschaftung des früheren Ackerlandes ging nur sehr langsam voran, weil diese Flächen inzwischen wieder Wald geworden waren, der erst gerodet werden mußte, um Anbau­felder zu schaffen.

Aber mehr noch verhinderten die langen preußischen Expansions­kriege durch große Opfer an Geld, Gut und Blut eine günstige Weiterentwicklung Schwerins in den nächsten 100 Jahren.

Nach dem Hubertusburger Frieden im Jahre 1762 trat eine Besserung der ländlichen Verhältnisse ein, indem die Regierung durch fördernde Maßnahmen die Landwirtschaft unterstützte. Es wurde Saatgut ausgegeben, Pferde zur Bestellung der Acker­flächen geliefert und eine Geldunterstützung zum Bau notwendiger Gebäude gewährt. So war im Jahre 1805 die Ein­wohnerschaft Schwerins wieder auf den Stand vom Jahre 1624 angewachsen und umfaßte 6 Ganzbauern, 1 Ganzkossäten, 1 Bildner und 4 Einlieger auf 9 Feuerstellen, insgesamt 58 Menschen. In dem für Preußen so unglücklichen Krieg gegen Frankreich (1806/07) und die darauf folgenden Be­setzung durch französische Truppen ergab sich durch Plünderungen, Verheerungen und Kontributzahlungen eine so starke Belastung des Bauernstandes in Preußen, daß König Friedrich Wilhelm III durch ein Edikt schon am 9, Oktober 1807 entschließen mußte, die Erbuntertänigkeit des Landvolkes aufzuheben. Wenn auch hierdurch ein freier Bauernstand und damit eine feste Stütze des Staates geschaffen wurde, so erstickten die dauernden Kriege und Durchmärsche vorläufig noch alle Versuche einer Hebung der Landwirtschaft und des bäuerlichen Daseins in Preußen und damit auch in Schwerin.

 

Am 30. Juni 1812 wurde Schloß Teupitz mit Vorwerken Teupitz, Sputendorf, Löpten, den dazu gehörenden Seen und Forstpar­zellen von der Finanzdeputation der kurmärkischen Regierung an die Witwe des 1803 verstorbenen Oberamtmanns Bein für 69 000 Taler verkauft.

Da in dem Verkaufsvertrag Schwerin nicht mehr genannt wird, gehörte es damals wohl schon als selbständiges Dorf zum Kreise Teltow. Nach dem Jahre 1814 setzte ein kleiner Auf­schwung des Ortes durch Zuzug von Bauern aus der Umgebung ein. Eine erhebliche Vergrößerung verhinderten die schlechten Straßen und besonders der magere Boden, der keine guten Erträge zuließ. Die Revolution von 1848 brachte auch für Schwerin einige Errungenschaften, die sich auf geringere Abgaben und größere persönliche Freiheit erstreckten.

Es bestanden damals folgende 10 Bauernwirtschaften in Schwerin:

1.   Hirtenhaus

2.   Steinicke Jurisch (jetzt Bulicke)

3.   Buschack - Sauerland

4.   Ludwig (jetzt Krüger)

5.   Großen Schultze (jetzt Paul Bulisch)PWL)

6.   Bulisch - Danke (jetzt Werner Bulisch)

7.   Woblik 

8.   Dogan - Pulver - Ramel

9.   Valentin Fischer 

10. Wilhelm Bulisch (jetzt Schul-Bulisch)

Diese Bauernhöfe bewirtschafteten ca. 380 ha Ackerland. Von diesen Wirtschaften sind jetzt noch 7 erhalten. Im Jahre 1680 wurde der Friedhof in der Seestraße angelegt. Ein wesentlicher Aufschwung der Gemeinde erfolgte durch Vollendung der Berlin­-Görlitzer Bahn und dem Bahnhof Groß-Köris im Jahre 1866.

im Jahre 1885 zählte das Dorf Schwerin bereits 152 Ein­wohner mit 33 Haushaltungen, 21 bewohnten und 1 unbewohnten Gebäude. Am 1. April 1893 wurde die Schule in Schwerin eingeweiht, die mit Hilfe einer Amortisationshypothek der Kreise erbaut wurde.

Bald begann auch der Wochenend - Ausflugsverkehr der Berliner nach den schönen an Wald und Wasser gelegenen Orten der Teupitz Seengewässer.

Schwerin wurde beliebter Ferienaufenthalt und Sommerfrische. Leider zeigte der damalige Seebesitzer Baron v. Parpart wenig Verständnis für die Sommergäste. Er ließ den Kanal am Mochgraben durch eine Kette absperren und setzte einen 

Wächter auf einen Lastkahn ein, der einen Passierzoll zu erheben hatte. Der Baron sah nicht gern Bootsverkehr auf seinen Seen und verweigerte auch die Angelkartenausgabe. Originell war deshalb die Tatsache, daß sein Wächter, genannt der Kettenhund, Angelwürmer züchtete und verkaufte. Die von dort bezogenen Angelwürmer befreiten aber nicht vor Strafe.

So mußte mein Vater und seine 3 Schwager für das unerlaubte Angeln von Blüten, besseres verstanden sie nicht zu angeln, hohe Strafen zahlen, während man sonst in Schwerin überall Hechte und Zander in fast beliebiger Menge kaufen konnte. Schwerin war um das Jahr 1900 noch ein kleines, ringsum von Wald und Wasser umgebenes Dorf. Vom Bahnhof Köris bis

über den Halber Weg hinaus war die Ostseite der Chaussee mit ca. 100 jährigen Kiefernwald bestanden.

Die Westseite nur ca. 500 m lang. Die Dorfstraßen hatten tiefe Schlaglöcher und waren für die ersten damals auftauchenden Autos kaum passierbar. An Geschäften gab es den Dorfkrug von Woblik (jetzt verändert HO-Gaststätte Seestr. 52), das Gasthaus von Heine (jetzt Seglerheim Teupitzer-Ecke Birkenstr.), ein Hotel Quisisana von Garz (jetzt privat verkleinert Bröker, Seestr. 88), einen Verkaufs­laden bei Rahmel (Seestr. 92, existiert nicht mehr), einen Kaufmannsladen von Sägebarth (jetzt Reim, Seestr. 77) und etwas später die Bäckerei von Meißner (jetzt Wrobel, Teupitzer-Ecke Seestr.). Außer den Bauern- und Kätnergehöften, die sich seit der vorher erwähnten Aufzählung vom Jahre 1885 nicht wesentlich verändert hatten, gab es nur einige wenige einfache Landhäuser. Erst im Jahre 1905 setzte eine regere Bautätigkeit ein, und es entstanden bis zum Beginn des ersten Weltkrieges 1914 eine Reihe größerer und kleinerer Landhäuser, die die Nordseite der See­straße von der Mochheidestraße bis zum Friedhof bald ausfüllten. Auch in der Teupitzerstraße (an der Chaussee), dann auch an der Südseite der Seestraße und nach Verbesserung der Eichen- und Mochheidestraße daselbst, gab es bald eine Anzahl von Häusern. Die Horst, eine ca. 40 m von der Schweriner Landzunge entfernte, ca. 60 Morgen große Insel, wurde 1928 vom Baron von Parpart an eine Siedlungsgenossenschaft verkauft und von dieser parzelliert. Die dadurch notwendig gewordene Brücke zwischen Seestraße und Horst konnte im Jahre 1929 fertiggestellt werden. Auch auf der Horst setzte schnelle Bauarbeit ein, und es entstanden dort bald an 50 Wohnhäuser. Eine wesentliche Verschönerung und Verkehrsverbesserung erhielt der Ort durch die im Jahre 1933 vorgenommene und ausge­führte Neupflasterung der Seestraße, die dadurch jetzt zu den besten Straßen des Kreises zählt. Als dann noch im Jahr 1938 die Autobahn Berlin-Dresden und Berlin-Breslau bis über Schwerin hinaus fertig­gestellt war, und an der Schweriner Grenze ein Zu- und Abweg zur Autobahn fertig wurde, erreichte die Verkehrskapazität vorher nicht geahnte Ausmaße. Schwerin war eine repräsentative Erholungsstätte für die Berliner geworden. Auf den Seen wimmelte es sehr zum Ver­druß der vielen Angler am Wochenende von Motor- und Segelbooten. Dampfer kamen von Berlin, und Motorboote der Reederei Lehmann in Teupitz versahen den Transport der Reisenden vom Bahnhof nach Schwerin, Teupitz und Tornows-Idyll. Der Segel- und Yachtklub hielt seine Regatten auf dem See und seine fröhlichen Feste im Dorfkrug ab; immer besonders schön waren die von ihm arrangierten italienischen Nächte auf dem Schweriner See.

Der zweite Weltkrieg zerstörte die Harmonie. Der Verkehr auf den Straßen und auf dem Wasser wurde wieder ruhig, und nur langsam bahnte sich eine Hebung desselben durch fördernde Maß­nahmen der Regierung an. Bei dem Zuwachs der Bevölkerung auf fast 1000 Einwohner mußte im Jahre 1952 ein zweiter Friedhof, der sogenannte Waldfriedhof, angelegt werden. Die im gleichen Jahr fertiggestellte Badeanstalt in der Seestraße mit Strand, Umkleidekabinen und Toiletten war für die Sommerfrische Schwerin eine Notwendigkeit. Jetzt im Jahre 1955 war man durch Initiative der Regierung und Kreisverwaltung bemüht, die Ordnung auf den Straßen und Plätzen wieder herzustellen. Die Ring- und Birken­straße wurden ausgebessert und mit Obstbäumen bepflanzt, die Senkung an der Horstbrücke beseitigt, der Platz zwischen See-und Birkenstraße mit Blumen und Bäumen bestellt und neben Bauarbeiten in den Gemeindehäusern noch viele Kleinigkeiten erledigt.

 In gewerkschaftlicher und politischer Beziehung blieb Schwerin durch das Fehlen jeglicher Industrie immer sehr bedeutungslos. Bis zum Jahre 1918 gab es hier kein direktes Unternehmen. Neben den wenigen Bauern, die nur in der Erntezeit einige Hilfs­kräfte beschäftigten, existierten nur die vorerwähnten Verkaufs­läden und einige Kleinhandwerker, die kaum fremde Arbeitskräfte benötigten. Eine Gewerkschaftsbewegung fand deshalb am Orte nicht statt. Auch die Wahlen verliefen hier ruhig. Erst im Jahre 1919 gab es eine politische Bewegung durch Gründung einer Ortsgruppe der SPD. Erst nach 1945 setzten Wahlkämpfe zwischen SED und LDP ein, die aber im Geiste der Verständigung geführt wurden, weil beide Parteien ihr Grundziel in der Erhaltung des Friedens suchten.

In geologischer Beziehung besteht Schwerin aus erodierendem Quarz­sand, der mit dem Teupitzsee ein Erosionstal bildet und von zwei Endmoränen (Hohe Bude und Sputenberge) begrenzt wird. Die Vergletscherung in der Eiszeit bewirkte diese Bildung. Die Ton-, Mergel- und Lehmlager an manchen Stellen deuten auf die frühere Beschaffenheit des Landes hin. 

Auf dem mageren Sandboden gedeihen Kiefern gut, an lichten Stellen hin und wieder auch eine Birke. An den Seeufern wachsen Erlen, Eichen nur auf der Schweriner Horst. Sonstige Laub- und Nadelbäume sind, angepflanzt worden. Sauerkirschen und Bauern­pflaumen gibt es reichlich, andere Obstbäume kommen nur da gut fort, wo für Düngung gesorgt wird, oder wo der Boden etwas lehmig ist. Auf den durchweg nassen Wiesen sind zumeist saure Gräser und Sumpfblumen vorhanden. Bemerkenswerte seltene Pflanzen gibt es hier wohl nicht. Als Kulturpflanzen werden hauptsächlich Roggen und Kartoffeln angebaut, Hafer, Weizen und Ölfrüchte nur ganz selten, da letztere auf dem leichten Boden nur schlecht gedeihen.

Auch die Fauna Schwerins bildet nichts Auffälliges. Rot- und Schwarzwild kommt in manchen Jahren als Wechselwild vor. Niederwild (Rehe, Hasen, Fasanen und Rebhühner) sind selten ge­worden, dagegen erscheinen Wildenten auf den Seen und Brüchen häufiger. Unter den Zugvögeln kann man zuweilen den Wiederhopf und die Rohrdommel beobachten.

Von der Kleintierwelt sind die Insekten zwar reichlich vertreten, bilden aber, soweit bekannt, nur wenige interessante Formen.

Da wäre vielleicht der Fang eines lebenden Hirschkäfermännchens in der Seestraße zu erwähnen, der deshalb bemerkenswert ist, weil die für die Existenz dieses Käfers notwendigen großen Eichen erst in ca. 5 km Entfernung vorkommen (Dubrow).

Außerdem muß man auch noch eine hier lebende Anophelesart (Gabel­mücke) nennen, die als Zwischenträger der Malariabazillen auch hier schon leichte Malaria-Erkrankungen verursacht hat.

Der Teupitzsee gilt als einer der besten Zanderseen Deutschlands Exemplare dieser Art von 10 bis 12 Pfund sind häufiger gefangen worden.

Zum Schluß soll noch erwähnt werden, daß sich auf der Schweriner Horst ein Denkmal befindet, das Offiziere des ehemaligen Alexander-Garde-Grenadier-Regiments Nr. 1 ihrem hier im Jahre 1879 im Segelboot bei Gewittersturm gestrandeten und in den Armen seiner Retter dann einem Herzschlag erlegenen Kameraden am 30. August 1879 errichten ließen.