Wilhelm Adolf Theodor Müller Neuhaus

 

Am 17. August 1874 wurde in Neuhaus (Neumark) Wilhelm A. Th. Müller geboren. Erst 1919 gestattete seine Heimatstadt Neubaus ihm, den Zusatz Neuhaus an seinen Namen anzufügen. Müller Neuhaus absolvierte ein Ingenieurstudium. Er diente bei der Kaiserlichen Armee, die er als Oberleutnant der Reserve verließ. Er entwickelte den so genannten Müllerzug. Dieser fuhr auf der Straße, eine Zugmaschine zog mehrere Anhänger, die mit einer besonderen Anhängevorrichtung verbunden waren. In Australien wurde der Müllerzug getestet, er bewährte sich dort. Doch die Entwicklung im Verkehrsbereich ging in eine andere Richtung. Das Projekt fand keine weitere Verwendung.

Um 1920 kam Müller Neuhaus nach Schwerin; schon bald war er Gemeindevertreter. Am 22.08.1924 wählte man ihn zum Gemeindevorsteher. Seine Arbeit fand in der ersten Zeit großen Anklang, doch bald gab es die ersten Querelen politischer und persönlicher Art. Zu Fall kam er schließlich über 129 Mark, die er angeblich veruntreute. Im Februar 1929 trat er ab.

 

Politisch stand Müller Neuhaus am rechten Rand, schon bald geriet er ins Fahrwasser der NSDAP. Nach 1933 stieg er schnell in der NS-Hierarchie nach oben, er bekleidete nun den Posten eines Reichspropagandaredners. Bei der Beendigung der NS-Herrschaft durch die Besetzung der Roten Armee 1945 war er in Schwerin, wurde von den Russen inhaftiert und ins Internierungslager Jamlitz gebracht, wo er im Herbst starb. Sein Grundstück in der Seestraße wurde enteignet. (2)

Alfred Beyer

 

Nach dem Rücktritt von Wilhelm Müller Neuhaus war das Amt des Gemeindevorstehers vakant. Laut Ge­schäftsordnung wurde der erste Gemeindeschöffe automatisch Kommissarischer Gemeindevorsteher. Der erste Gemeindeschöffe hieß Alfred Beyer. Wegen der anstehenden Kommunalwahl im Herbst sollte die Wahl eines neuen Gemeindevorstehers bis dahin vertagt werden.

Die neue Gemeindevertretung traf sich am 18.12.1929 zur konstituierenden Sitzung. Die Wahl zum Gemeinde­vorsteher sollte, auf Antrag von Dr. Großstück, offen erfolgen. Dagegen erhob der Gemeindevertreter Otto Krause Einspruch. Er verlangte eine geheime Abstimmung. Diese ergab, dass Beyer mit acht Ja- und einer Neinstimme gewählt worden war.

In der Sitzung am 9. Mai 1930 gab Beyer bekannt, seine Wahl zum Gemeindevorsteher sei vom Landrat nicht bestätigt worden. Dr. Großstück führte dazu aus, dass die Nichtbestätigung des Alfred Beyer, welcher mit ein­deutiger Mehrheit gewählt worden sei, geradezu als ein Schlag gegen das Selbstbestimmungsrecht der Gemein­de und als Affront gegen die Gemeindevertretung angesehen werden müsse. Es wurde beschlossen, gegen die Entscheidung des Landrats Einspruch einzulegen. Die Gemeindevertretung war nicht bereit, ihre Wahl zu revi­dieren. Gegen dieses Votum stimmte erneut der Gemeindevertreter Otto Krause. Er konnte seine persönlichen Differenzen mit Beyer nicht zurückstellen, er wurde sogar beleidigend. Dafür erhielt er eine scharfe Rüge. Der Einspruch blieb erfolglos. (2)

Otto Ullmann

 

In den Jahren des Niedergangs der Weimarer Republik 1930-1933 ging es in Sachen Gemeindevorsteher turbu­lent zu. In dieser Zeit gab es nicht weniger als fünf Kandidaten, die das Amt kommissarisch leiteten. Nach der Machtübernahme durch die NSDAP trat mit Hubert Bunke und mit Otto Ullmann eine Stabilisierung des Amtes ein, was dem ,NS-Gemeindeverfassungsgesetz' von 1934 entsprach. Wie sein Vorgänger gehörte auch Ullmann der NSDAP an und verfolgte deren Politik. Er gehörte aber nicht zu den Eiferern und war bestrebt, die Gemeinde mit Sachverstand zu leiten, wobei er von Georg Braun, einem pensionierten Beamten und Gus­tav Bangert, einem ehrenamtlichen Mitarbeiter, tatkräftig unterstützt wurde. Mit dem Einmarsch der Roten Armee endete seine Amtszeit. (2)